Pflegekräfte aus Polen bilden eine wichtige Säule im Pflegesektor in Deutschland. Gerade im häuslichen Bereich sind sie schier nicht mehr wegzudenken. Doch mit Beginn der Corona-Krise haben viele der polnischen Fachkräfte das Land verlassen und sind zurück in ihre Heimat gereist.
Warum der Weggang der polnischen Pflegekräfte das deutsche Gesundheitssstem gleich doppelt schmerzt
Der Weggang vieler polnischer Kräfte aus Deutschland trifft die Pflegebedürftigen hier zu Lande gleich doppelt: Nicht nur fehlen schlichtweg eine große Anzahl an Pflegepersonal. Erschwerend dazu kommt, dass viele Familienangehörige jetzt nicht einfach einspringen können um die Pflege zu übernehmen: Kitas und Schulen sind geschlossen, die Arbeit müssen die meisten aus dem Home-Office machen. Da bleibt kaum Zeit und in vielen Fällen auch gar nicht die Möglichkeit die eigenen Familienangehörigen zu pflegen. Ambulante Pflegedienste sind überlastet, neue Patienten werden oftmals nicht mehr angenommen.
Was bleibt sind pflegebedürftige Menschen der Corona-Risikogruppe die nun auf sich selbst gestellt sind.
Nicht immer sind die Gründe für einen Weggang aus Deutschland die gewünschte Nähe zu ihrer eigenen Familie in Polen. Viele Agenturen für Pflegekräfte berichten, dass sich viele Pflegekräfte einfach nicht mehr sicher gefühlt haben. Die Patienten hätten nicht ausreichend auf Hygiene geachtet und weiterhin Gäste eingeladen: Das Risiko einer Infektion für die Pfleger selbst sein unüberschaubar geworden.
Leider ist es nicht selten der Fall, dass gerade die Risikogruppen am wenigsten auf den nötigen Abstand und Hygiene in dieser Ausnahmesitutation achten.
Wie groß die Lücken in der Versorgung sind wird sich erst nach und nach zeigen
Wieviele Pflegekräfte wirklich fehlen wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Einer der Gründe dafür ist, dass polnische Frauen in der häuslichen Pflege zwei bis drei Monate am Stück bei den zu pflegenden Leuten bleiben – bevor sie sich wieder zurück in die Heimat aufmachen. Verträge die nicht verlängert werden können oder aufgelöst werden zeigen daher erst in einigen Wochen wie es wirklich um die Pflegesituation gestellt ist.
Auch die Agenturen der Pflegevermittler müssen sich noch auf die neuen Begebenheiten in der Covid-19-Krise einstellen. Wurden vorher die Frauen aus Polen zu ihren Pflegestationen in Kleinbussen gebracht ist Abstand nun ein neues Gebot. Einzeln im Auto nach Deutschland ist für viele nicht machbar – schon da viele keinen Führerschein oder ein eigenes Auto besitzen.
Die Vermittler und Agenturen sind hier nach wie vor am Umplanen und Neuorganisieren. Für ausgefallene Pflegekräfte und all die, die in der Krisenzeit nicht mehr im Ausland arbeiten wollen, ist es zudem deutlich schwerer geworden Ersatz zu finden. Eine große Agentur aus Stettin sagte zu unserer Redaktion, dass aktuell ca. 30% der Stellen unbesetzt sind – Tendenz steigend.
Die Situation ist noch lange nicht entspannt. Wie schnell sich die Lage verbessern wird hängt nicht nur an der Rückkehr vieler polnischer Pflegekräfte zusammen sondern auch, wie gut das Sofortprogramm der deutschen Regierung anlaufen wird.